In der letzten Woche war ich auf Einladung von Frau Brommer an der Herzog-Ernst-Schule, um dort vor den zwei siebten Klassen zu lesen. An dieser Schule war ich ziemlich zum Anfang meiner Zeit in Gotha schon einmal, um mich und die Aufgaben einer Stadtschreiberin vorzustellen und hatte dabei vereinbart, später noch eine Lesung zu machen.
Diesmal hatte ich mein neues Buch "Nacht, komm!" dabei und las Ausschnitte aus dem zweiten Kapitel. Da es Vormittag war, ließ ich die Sexszene weg. Allerdings erwähnte ich den Schülern gegenüber, was ich überblätterte. Die protestierten daraufhin, aber ehrlich gesagt - ich werde wirklich rot, wenn ich das vorlese.
Obwohl die Schüler immer wieder auf die nichtvorgelesene Sexszene zurückkamen, sprachen wir auch über andere Aspekte des Schreibens, beispielsweise darüber, woher die Ideen für einen Text kommen. Ideen können von überall kommen. Aus Zeitungsartikeln, Beobachtungen der Personen, die einem im Zug gegenüber sitzen, Träumen oder eigenen Erlebnissen etwa. Für die meisten Autoren ist die Frage danach einfach: Was wäre, wenn ...? Was wäre, wenn in Gotha ein Ufo landen würde? Vielleicht zunächst keine originelle Idee, aber man könnte eine Komödie daraus machen, wenn ein Außerirdischer bei einer Gothaer Familie weiterleben würde. Das erinnert ein bisschen an die Nachmittagsserie Alf, oder?
Einer der Schüler stieß sich während des Gesprächs an einem Regal der Schulbibliothek. Was wäre, wenn der Inhalt aller Bücher durch diesen Stoß in sein Gehirn gewandert wäre? Er wäre plötzlich das Genie im Englischunterricht. Wie kämen er und seine Umwelt damit klar?
Das werden wir nie erfahren, was wäre wenn?
Frau Hammer