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Ein Stück Vergangenheit, das in Erinnerung bleiben sollte

Der Schnee glitzerte vor Kälte und die Bäume waren mit Reif überzogen. Wenn man im beheizten Bus saß, bot die Landschaft einen Anblick winterlicher Idylle.

Monumental  hingegen erhob sich das Mahnmal der Gedenkstätte Buchenwald gegen den wolkenverhangenen, blassgrauen Himmel, der scheinbar als einziger zum Anlass unseres Besuches auf dem Ettersberg passen wollte.

Entlang der von Häftlingen gebauten Blutstraße näherten wir uns dem eigentlichen Lager.

Alle wussten, dass hier ein Massenmord stattgefunden hatte und man wusste, dass unsere Vorfahren darin verwickelt waren. Wir hatten alle den Roman „Nackt unter Wölfen gelesen“ und verschiedene Dokumentationen geschaut. Doch keins dieser Bilder, Filme oder Bücher konnte das beschreiben, was uns hier erwartete.

Es war eisig kalt. Die Kälte schlug uns mitten ins Gesicht. Während der Führung über das Gelände fühlten sich unsere Füße mehr und mehr wie Eisklumpen an und es wurde uns bewusst, unter welch grausamen Bedingungen die Häftlinge, die oft stundenlang mit nur dünner Häftlingskleidung auf dem Appellplatz stehen mussten, hier ums Überleben kämpften.

So waren die meisten von uns bereits vor dem Betreten des eigentlichen Lagergeländes schockiert, als sie die Überreste eines Tiergeheges erblickten, welches für die Familien der SS-Offiziere erbaut worden war, die dort mit ihren Kindern spazieren gingen und die Tiere fütterten, während direkt gegenüber, hinter dem Stacheldrahtzaun die Häftlinge zusehen mussten und selbst nichts zu essen hatten. Häftlinge wurden für alles bestraft, egal was sie taten.

Die schiere Größe des Lagers war beeindruckend, auch wenn dieser Ort eher einem Ort der Verwüstung glich. Die riesige Fläche war leer, nur in weiter Ferne sah man noch eine erhalten gebliebene Baracke. Drumherum der Wald, der das von einer weißen Schneedecke überzogene Arial wie eine Schutzmauer umgab. Auf der linken Seite war das Krematorium mit seinem weit herausragenden Schornstein zu sehen, darunter das ehemalige Verwaltungsgebäude, was heute das Museum beherbergt. Die Ruhe an diesem Ort war auffällig, trotz der Schulklassen und Besucher. Es wurde geflüstert, getuschelt, leichte Aufregung war zu spüren.

In einem Tagesraum in einem Nebengebäude konnten wir uns zur Erleichterung aller aufwärmen und erhielten anhand eines Lagermodells neue, zum Teil überraschende Informationen. So erfuhren wir, dass es auf dem Gelände einen kleinen Tante-Emma-Laden gab, indem sich Häftlinge Kleinigkeiten kaufen konnten, wenn Angehörige ihnen Geld schickten und die Nazis dieses auch aushändigten. Viele kauften sich zum Beispiel einen Kamm, obwohl sie alle kahlgeschoren waren. Doch das Gleiten mit dem Kamm über ihren Kopf gab ihnen das Gefühl, ein richtiger Mensch zu sein und ihre Menschenwürde zurück zu gewinnen.

Die vielen Informationen und das Ausmaß des Schreckens waren  für viele kaum greifbar. Auch nach diesem Tag wirkte das Erlebte nach. Es ist ein großer Unterschied, ob man nur von diesem Ort erzählt bekommt oder ob man selbst auf dem Ettersberg, auf dem riesigen Gelände, die Kälte spürt, die unzählige Häftlinge erfrieren ließ, und selbst durch das Tor mit der Aufschrift „Jedem das Seine“ geht.

 

J. Dittmar, V. Ludwig, L. Langbein, J. Lamberty, A. Nasrallah (Klasse 9c)

 

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