Im Herzen der europäischen Politik
Im Rahmen einer viertägigen Exkursion besuchte der Sozialkunde-Kurs der Jahrgangsstufe 12 die Entscheidungszentren der europäischen Politik in Brüssel.
Schlagzeilen über lange Gipfeltreffen der europäischen Staats- und Regierungschefs oder Berichte über neue Krisengipfel lassen sich in fast jeder Zeitung finden. Auch das Vorurteil „Es wird doch sowieso nur alles in Brüssel entschieden“ prägt das Bild vieler Bürger in der Europäischen Union. Um herauszufinden, was wirklich hinter den Prozessen und Debatten der europäischen Institutionen steckt, muss man sich am besten selbst an die Orte der Entscheidung begeben. In einer einmaligen Exkursion erhielt der Leistungskurs Sozialkunde einen Blick hinter die Kulissen der Europäischen Union.
Die erste Etappe der Exkursion richtete dabei zunächst den Blick auf die Institutionen der Europäischen Union. Neben dem Europäischen Rat und der Kommission ist Brüssel auch der zweite Sitz des Europäischen Parlaments und anderer EU-Organisationen. Um dieses Institutionengeflecht zu verstehen, besuchten die Schüler den Plenarsaal des Parlaments und erörterten mit einem Referenten des Besucherdienstes, wie die europäischen Politiker die Vielfalt von 23 Amtssprachen meistern, wie Ausschüsse und Fraktionen arbeiten, wie Europakritiker im Sitzungssaal agieren und wie die Entscheidungen der europäischen Institutionen das Leben jedes einzelnen Bürgers beeinflussen und verändern können. Auch der Besuch des neuen Besucherzentrums „Parlamentarium“ knüpfte an diese Alltagsfragen aus dem politischen Geschehen an. In einem interaktiven Rollenspiel wurden die Schüler in imaginäre Fraktionen aufgeteilt und schlüpfen in die Rolle von Mitgliedern des Europäischen Parlaments. Während sie über echte Fragen und Themen debattierten, lernten sie, wie die Rechtsvorschriften der EU entstehen und wie die Zukunft Europas gestaltet wird. Das Rollenspiel offenbarte das Gesetzgebungsverfahren in seinem vollen Umfang von Konsultationen mit Interessengruppen und der Bildung von Bündnissen bis hin zu Verhandlungen mit anderen Organen und der Kommunikation mit den Medien.
Neben den politischen Entscheidungsprozessen im Europäischen Parlament richtete sich der zweite Teil des Tages auf die Arbeitsweise der Europäischen Kommission. Nach einem Expertengespräch mit Annegret Ziller, die für die Europäische Kommission arbeitet, begab sich die Gruppe auf einen politischen Spaziergang zu den anderen Orten und Akteuren der europäischen Politik.
Die zweite Etappe der Exkursion stellte die europäische Geschichte und die Suche nach der europäischen Identität in den Mittelpunkt. Im neu eröffneten Haus für europäische Geschichte wurde auf beeindruckende Weise deutlich, dass sich die europäischen Völker in großen Teilen der Vergangenheit kriegerisch gegenüberstanden. Das Gebäude ist dabei mehr als ein Museum und bot mit seinen zahlreichen historischen Gegenständen, Uniformen, Karten, lebendigen Darstellungen und Animationen einen vielseitigen Blick auf die wechselvolle Geschichte der europäischen Völker.
Nach einem Besuch des Atomiums, dem weltberühmten Symbol der belgischen Hauptstadt für die Weltausstellung im Jahre 1958, welches heute als bester Aussichtspunkt auf die europäische Metropole gilt, konnten auch die anderen Sehenswürdigkeiten der belgischen Hauptstadt besucht werden.
So bleibt am Ende der Exkursion die Erkenntnis, dass Europa nicht immer ganz weit weg sein muss, sondern dass Europa neben den Krisengipfeln auch ganz nah und erlebbar sein kann
Text und Bilder: Sebastian Stephan