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Leben wollte ich, herumlaufen, verreisen, lachen, schreiben, ich wollte Kinder, Glück [...]

Diese Wünsche formulierte Jürgen Fuchs in seinem Roman "Magdalena". Fuchs, geboren 1950, war ein Schrift­steller aus der DDR. Er wollte sein Land verbessern und geriet dadurch in Konflikt mit den Herrschenden.

Jürgen Fuchs ließ sich nicht, wie in seinem Gedicht "Das Fach Schönschreiben" thematisiert, in eine "Schablone" pressen. Er tanzte aus "der Reihe" und trug die Konsequenzen seines Widerstands: Zwangs­ex­ma­tri­ku­lation an der Universität Jena, Bespit­zelung, Haft in Berlin-Hohenschön­hausen und Abschiebung nach Westberlin.

Von hier aus unterhielt er Kontakte zu Bürger­rechts­gruppen in der DDR, in Polen und in der ČSSR und blieb damit im Visier des MfS. Nach dem Zusammenbruch der DDR engagierte sich Fuchs in der Aufarbeitung von deren Geschichte. 1999 verstarb der bis heute nicht unumstrittene Autor frühzeitig an Leukämie. 

Leben und Werk von Jürgen Fuchs waren Thema einer Veranstaltung des Litera­tur­wis­sen­schaftlers Dr. Ernest Kuczyński vom Lehrstuhl für Europa­studien an der Universität Lodz mit den Schülern der drei Gymnasi­al­klassen des zehnten Jahrgangs der KGS am heutigen 8. November 2017.

Mit seiner Art, der Darbietung der Inhalte und Auswahl der Texte zog Kuczyński die 70 jungen Leute buchstäblich in Bann. Schnell kam er mit ihnen ins Gespräch. Nach einigen Informa­tionen über den Schrift­steller und einem kurzen Gedanken­aus­tausch bearbeiteten die Zehntklässler in Gruppen Texte von Jürgen Fuchs. Diese spiegelten sowohl das Empfinden des Autors in seinen unterschied­lichen Schaffens­phasen als auch die Geschichte der DDR sowie deren Aufarbeitung wider.

Dass die Veranstaltung das Interesse der Schüler weckte, zeigten deren durchdachte Beiträge und die intensive Mitarbeit. Sie zeigten sich vom Referenten beeindruckt und dieser von den jungen Leuten. Auch Schulleiterin Marion Kruspe war von der Arbeits­at­mo­sphäre und den Ergebnissen begeistert: "Wenn man seine Schüler so erlebt, macht es richtig Spaß, eine Schule zu leiten."

Zu danken ist der Erfolg des Projekts auch Helmut Rieth, der dieses vermittelt hatte und die Veranstaltung mit sehr persön­lichen Worten einrahmte. Ebenso wie Dr. Kuczyński  schlug Rieth mit Rückblick auf das Jahr 1989 einen Bogen zum morgigen 9. November als wichtigem Tag in der deutschen Geschichte. Dank gilt auch der Landes­zentrale für politische Bildung für die finanzielle Unterstützung sowie den Schüle­rinnen Neele Patzelt, Marie Schitky, Lara Schmidt und Anne Steinborn, die die Veranstaltung in allen drei Klassen mit einem Überblicks­vortrag zur DDR-Literatur parallel zur Besprechung von historischen Aspekten im Geschichts­un­terricht vorbereitet hatten.

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