„Nie wieder Krieg!“ – Einweihung eines Gedenkortes für die Gefallenen der Weltkriege an der KGS
Täglich kann man in den Medien schreckliche Meldungen über bewaffnete Konflikte in der Welt lesen, hören oder sehen, bei denen Menschen ums Leben kommen. Der zweite Jahrestag des Angriffs Russlands auf die Ukraine war Anlass für die Zwölftklässler Eva Bellmann, Natalia Grudzinska und Florian Ruck einen Gedenkort für die Gefallenen der Weltkriege in der Schule einzurichten und den Erhalt des Friedens überall auf der Welt anzumahnen. In Abstimmung mit der Schülervertretung und der Schulleitung gestalteten sie eine kleine Gedenkveranstaltung, in deren Rahmen zwei Schautafeln mit den Namen der Toten enthüllt wurden.
Die Schülergruppe hatte sich im Seminarfach mit dem Umgang im Gedenken an die Kriegstoten der einstigen Bildungseinrichtungen in ihrem Schulgebäude beschäftigt. Florian berichtete, dass, befeuert von Direktor Georg Witzmann, insgesamt drei Lehrer und 158 ehemalige sowie aktive Schüler des Herzoglichen Lehrerseminars zumeist freiwillig in den Ersten Weltkrieg zogen. Jeder zweite kehrte nicht zurück – alle drei Pädagogen und 80 Schüler fielen. 1922, während der Weimarer Republik, wurden auf Initiative Witzmanns im Foyer der nun entstandenen Deutschen Aufbauschule Tafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht, um das Gedenken an die Toten zu bewahren.
Eva ergänzte, dass während des Dritten Reichs der NSDAP-Schulleiter Fritz Hille den Ort zur Glorifizierung von Krieg und Heldentod nutzte, indem er eine Wache durch HJ-Mitglieder vor den Gedenktafeln einrichtete und im Unterricht an die Opferbereitschaft seiner Schüler appellierte. Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur verschwanden die Gedenktafeln spurlos aus dem Foyer. An der späteren POS „Dr. Theodor Neubauer“ wurde dagegen antifaschistischer Widerstandskämpfer gedacht. Auch nach dem Ende der DDR blieben die Kriegsgefallenen an der Schule zunächst vergessen.
Eva, Natalia und Florian ist es zu danken, dass ihrer nun wieder gedacht wird. Dabei stützten sie sich auf eine Sammlung von über 1200 Namen mit Daten, die eine Gemeinschaft ehemaliger Aufbauschüler in den 1980er Jahren zusammengetragen hatte. Deren Mitglieder waren aus der DDR geflohen, hatten sich in der BRD zusammengefunden und standen in Kontakt mit einstigen Mitschülern in der DDR. Aus diesen Listen ging hervor, dass im Zweiten Weltkrieg noch einmal mindestens 107 Schüler und Lehrer der Aufbauschule gefallen waren, so Natalia.
Oberstufenleiter Lukas Glass zeigte sich nicht nur beeindruckt von den Ausführungen, sondern auch von der Anzahl der teilnehmenden Schüler und den interessierten Fragen, die sie stellten. Religionslehrer Uwe Thinius empfand die Gestaltung des Ortes als sehr angemessen, um ein stilles Gedenken und Erinnern zu ermöglichen sowie zu mahnen: „Nie wieder Krieg!“
F. Wiegand