Der wichtigste Mann im Betrieb war der Heizer, erfuhren die Elftklässler der Herzog-Ernst-Gesamtschule bei ihrer Exkursion von Museumsführer Wolfgang Zerrenner. Früher brachte der Heizer die Dampfmaschine in Gang, die über Transmissionsriemen die komplette Produktion im Betrieb ermöglichte. Als Heizer anderer Art waren Zerrenner und seine Kollegin Silvia Schumann vom Crimmitschauer Textilmuseum an diesem Tag im Einsatz – mit ihrer interessanten Führung brachten sie den Wissensdurst der Schüler richtig in Schwung.
Das Museum in der ehemaligen Tuchfabrik Gebr. Pfau ist ein wahres industriegeschichtliches Schmuckstück und einmalig in Mitteleuropa. Aliya Bauer staunte: „Hier kann man den kompletten Produktionsablauf der Textilherstellung nachvollziehen – Flocken, Krempeln, Spinnen, Zwirnen, Weben, Färben, Walken, Scheren – und vor allem aber die Maschinen in Funktion sehen.“ Letzteres beeindruckte Anne Steinborn besonders: „Der Rhythmus der Maschinen und der Geruch haben etwas Spezielles und Ästhetisches. Man muss für dieses Empfinden aber das Wissen über die katastrophalen Arbeitsbedingungen ausblenden.“ Lange Arbeitszeiten und Kinderarbeit waren früher normal. Außer den Informationen über die Arbeitsprozesse, über die sozialen Verhältnisse und über die Umweltfolgen der Textilproduktion erfuhren die Schüler nebenbei viele kleine Details und Anekdoten: 1903/04 fand in Crimmitschau der größte und längste Streik im Kaiserreich statt. 8000 Menschen waren dabei 22 Wochen im Ausstand. Die Staatsmacht ging mit aller Härte gegen sie vor. Wie aber konnte sie z. B. auf legalem Wege Streikposten vor den betroffenen Betrieben verbieten? Museumspädagogin Marion Kaiser verriet: Man erklärte sie einfach zu Verkehrshindernissen,
Zum Abschluss der Führung meinte Zerrenner augenzwinkernd: „Jetzt ist der Riemen runter! Woher kommt dieser Spruch eigentlich? – Aus der Textilindustrie: Zum Arbeitsschluss wurde früher der Transmissionsriemen von der Maschine genommen.“