Kurz vor den Osterferien freute sich die Kooperative Gesamtschule „Herzog Ernst“ über einen besonderen Gast: Daniel Müller, Chefredakteur des renommierten True-Crime-Magazins ZEIT Verbrechen, war zu Gast, um mit Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 10 und 12 über die Schattenseiten unserer Gesellschaft und die Grenzen des Rechtsstaats zu sprechen. Unter dem Titel „Wenn der Rechtsstaat an seine Grenzen kommt – Über wahre Verbrechen“ berichtete er in der Reihe „Gotha diskutiert“ von besonders eindrucksvollen Fällen, die ihn in den letzten Jahren als Journalist beschäftigt haben.
Schon mit den ersten Worten zog Müller die Zuhörer in seinen Bann. In ruhigem, aber eindringlichem Ton schilderte er wahre Kriminalfälle, bei denen nicht nur das Verbrechen selbst, sondern auch das Versagen von Justiz, Polizei oder Gesellschaft im Mittelpunkt standen. Besonders bewegend war sein Bericht über einen Fall, in dem ein Unschuldiger jahrelang im Gefängnis sitzt – und wie schwer es war, diesen Fall wieder aufzuarbeiten.
In seinem Vortrag zeigte Daniel Müller, wie vielfältig Verbrechen sein können, vom Millionenbetrug, gescheiterten Persönlichkeiten, kriminellen Netzwerken im Internet, späten Gerichtsverhandlungen gegen Mittäter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bis zu einem Wissenschaftler, der versucht hat das Gehirn von Albert Einstein zu stehlen.
In der anschließenden Diskussion mit den Schülern zeigte sich, wie groß das Interesse an Fragen rund um Moral, Schuld und gesellschaftliche Verantwortung ist. Es wurde angeregt debattiert: über die Rolle der Medien in spektakulären Kriminalfällen, über die Bedeutung von Vertrauen in Ermittlungsbehörden und auch darüber, ob der Rechtsstaat wirklich „blind“ sein darf – oder sogar muss.
Viele der Anwesenden zeigten sich nachdenklich. Auch Lehrkräfte waren beeindruckt von der Mischung aus journalistischem Handwerk, ethischer Reflexion und gesellschaftlicher Relevanz. Der Besuch von Daniel Müller war mehr als nur ein Vortrag – er war eine Einladung zum kritischen Denken über Gerechtigkeit, Macht und Verantwortung. Und er zeigte, wie wichtig es ist, über die Grenzen des Rechtsstaats zu sprechen.
Text und Bild: Sebastian Stephan