„Bedrückend.“ „Beängstigend.“ „Interessant.“ „Krass.“ Diese Worte geben die Eindrücke von über sechzig Zehntklässlern nach einem Projekt in der Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt wieder. Die Schüler hatten sie auf die unmittelbar nach Veranstaltungsende ausgegebenen Auswertungsbögen anonym notiert. Hier stand auch mehrfach der folgende Satz: „Diesen besonderen Tag würde ich jedem empfehlen!“
Das Projekt beschäftigte sich am Beispiel der ehemaligen Haftanstalt des MfS mit der Geschichte der DDR. Im ersten Teil führten Judith Mayer, Andrea Priebe und Margozata Cebulska durch die Ausstellung „Haft – Diktatur – Revolution“. Zellen wurden gezeigt, das Klopfalphabet, mit dem sich die Häftlinge heimlich verständigten, wurde erklärt, Einblicke in staatliche Strukturen vermittelt, … Die Schüler zeigten sich überrascht, wie viel es in der Gedenkstätte noch zu sehen gab, und beeindruckt von Art und Weise der Informationsvermittlung. So urteilte Felix Ganschor: „Man erhielt einen Einblick, als wäre man dabei gewesen. Es ist beängstigend, wie Menschen behandelt wurden.“ Neele Patzelt ergänzte: „Am schlimmsten war der Isolationsraum, in dem sich bei mir regelrecht Druck im Kopf aufgebaut hat.“
Viele Fragen, die sich aus dem Rundgang ergeben hatten, konnten im anschließenden Gespräch mit dem Zeitzeugen Horst von Quillfeldt geklärt werden. Dieser hatte, um seine Ausreise aus der DDR zu erwirken, seine Verhaftung und Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe in Kauf genommen. Die Schüler zeigten sich überrascht, wie offen und selbstverständlich der Zeitzeuge über das Thema sprach. Auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung suchten viele von ihnen das Gespräch mit Quillfeldt, auch zu aktuellen Themen.
Wie sehr die Schüler von dem Tag bewegt wurden, zeigen ihre Meinungsäußerungen auf den o.g. Auswertungsbögen: „Ich fand es erstaunlich, wie offensichtlich Überwachungen vorgenommen wurden und die Menschen mit den jeweiligen Situationen umgegangen sind.“ „Das ist ja gerade erstmal 30 Jahre her!“ „Ob so etwas wieder vorkommen kann?“